Ein weiteres Spezialgebiet unserer Abteilung für Innere Medizin ist die Behandlung der Hyperhidrose, auch übermäßiges Schwitzen genannt. Denn: Während Schwitzen wichtig für Körper und Haut ist, ist extremes Schwitzen eine belastende Erkrankung.
Betroffene der angeborenen, vererbten Erkrankung klagen sowohl über psychische als auch über physische Auswirkungen des Problems. Viele berichten privat wie beruflich von unangenehmen Situationen – nicht nur im Umgang mit Arbeitskollegen und Geschäftspartnern, sondern auch mit Familie und Freunden.
Die Symptome einer Hyperhidrose sind nicht gerade einladende Voraussetzungen für Körperkontakt, freundliche Begrüßungen oder gar Umarmungen.
Typisch für Hyperhidrose sind:
Folgen solcher unangenehmer Symptome sind häufig Ängste und Minderwertigkeitskomplexe. Viele Betroffene scheuen Begegnungen und Kontakte mit anderen Menschen - aus Angst vor deren Reaktion.
Entsprechend führt krankhaftes Schwitzen nicht selten zu weiteren Folgen wie Einsamkeit, Frustration oder auch Depressionen.
Führt eine koservative Behandlung der Hyperhidrose nicht zum Erfolg, kann krankhaftes Schwitzen mit einem relativ kleinen operativen Eingriff geheilt werden. Die OP trägt den medizinischen Namen „thorakoskopische Sympathektomie“ oder auch „Brustfellspiegelung mit Durchtrennung des Sympathischen Nervenstranges“. Diesen Eingriff führen wir seit mehr als 30 Jahren in unserem Haus durch.
Bei der thorakoskopischen Sympathektomie wird der Umstand genutzt, dass für die Schweißdrüsen von Achselhöhlen, Hände und Gesicht ganz bestimmte Nerven zuständig sind. Diese befinden sich im Bereich des Brustkorbs, in Höhe des 2. und 4. Rippenköpfchens und können unkompliziert minimal-invasiv freigelegt werden. Diese Nervenstränge befinden sich rechts und links im Brustkorb. Sie werden mehrfach durchtrennt, um zu verhindern, dass sie wieder zusammenwachsen. Durch diesen Eingriff wird das Schwitzen auf ein Normalniveau reduziert.
Wichtig ist jedoch, dass sich eine OP nicht für jeden Patienten empfiehlt, der an übermäßigen Schwitzen leidet. Voraussetzung ist unter anderem, dass konservative Methoden nicht zum Erfolg geführt haben. So kann das Schwitzen in mäßigen Fällen auch durch Lokalmaßnahmen in Form spezieller Lösungen zum Auftragen gelindert werden. Außerdem müssen andere Grunderkrankungen wie zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion ausgeschlossen werden.
Vor jedem Eingriff führen wir ein persönliches Gespräch. Wir beurteilen Ihren Zustand und erklären Ihnen die OP detailliert – und lassen dabei auch mögliche Risiken nicht außer Acht. Selbstverständlich haben Sie die Möglichkeit, uns Ihre Fragen zu stellen. Im Anschluss vereinbaren wir Ihren OP-Termin. Wichtig zu erwähnen ist, dass der Eingriff nicht bei jedem durchgeführt wird, der an übermäßigem Schwitzen leidet. Wir setzen grundsätzlich voraus, dass unsere Patienten mit konservativen Methoden wie z. B. Lokalmaßnahmen etc. nicht den gewünschten Erfolg erzielt haben. Außerdem müssen vorher andere Grunderkrankungen (z. B. Schilddrüsenüberfunktionen etc.) ausgeschlossen worden sein.
Die thorakoskopische Sympathektomie wird in Vollnarkose durchgeführt. Die Gesamtnarkosezeit beträgt rund 90 Minuten, davon sind etwa 30 bis 40 Minuten OP-Zeit.
Im ersten Schritt nehmen wir einen Hautschnitt von etwa 3 cm vor. Danach lassen wir als „Sicherheitspolster“ gefilterte Luft in den Zwischenrippenfellraum ein. Dadurch macht die Lunge den Weg zum Nervengrenzstrang frei, der sich hinter der Lunge verbirgt. Anschließend wird ein kleines, etwa Kugelschreiber-dickes, Endoskop eingeführt und das Rippenfell durchtrennt. Der Sympathische Nervengrenzstrang (unser Ziel!) wird freigelegt und dann an mehreren Stellen durchtrennt.
Daraufhin wird das Endoskop entfernt und die eingelassene Luft im Zwischenrippenfellraum wieder abgesaugt. So kommt der Lungenflügel an die alte Position und ist wieder voll funktionsfähig. Der Hautschnitt wird genäht und der Eingriff ist abgeschlossen. Nach einem Erholungstag wird derselbe Vorgang auf der anderen Seite wiederholt. Bereits kurz nach jeder Operation können Sie schon wieder aufstehen.
Übermäßiges Schwitzen ist eine Erkrankung. Die Kosten für den operativen Eingriff zur Behandlung der Hyperhidrose werden daher in der Regel zu 100% von den Krankenkassen übernommen. Das Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand verfügt über eine Kassenzulassung für die vor- und nachstationäre Untersuchung.
Als Kassenpatient sollten Sie einen prästationären Einweisungsschein mitbringen. Dies ist bei Privatpatienten nicht erforderlich.
Krankhaftes Erröten: Hilfe durch den gleichen Eingriff
Auch das Erröten ist eine an sich eine normale Reaktion des sympathischen Nervensystems – sofern es nur in bestimmten Situationen auftritt.
Krankhaftes Erröten hingegen zeichnet sich durch häufiges Auftreten bereits in kleineren Stresssituationen aus. Ähnlich wie das krankhafte Schwitzen stellt es für Betroffene in der Regel eine große Belastung dar. Auch hier hilft die bei uns durchgeführte thorakoskopische Sympathektomie.