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"Wir wollen Leben retten!"

Hamburg, September 2018

Jedes Jahr im September findet deutschlandweit die „Woche der Wiederbelebung“ statt. Ziel ist, die Bevölkerung für das lebenswichtige Thema Laienreanimation zu sensibilisieren. Das Wilhelmsburger Krankenhaus setzt vor allem auf Reanimationstrainings für Jugendliche – und die sind mit großem Engagement dabei.

„Warum sind wir heute hier?“ Statt der Lehrkräfte stellte in der Bonifatiusschule und im Helmut-Schmidt-Gymnasium am vergangenen Donnerstag ein Chefarzt die Fragen. „Weil wir Leben retten lernen wollen“, schoss es sofort aus einem Schüler heraus. Gut so, denn genau deshalb hatten Dr. Ewald Prokein, in Groß-Sand Chef der Anästhesie und Intensivmedizin, und sein Team erneut Krankenhaus gegen Klassenraum getauscht. Ein guter Anfang: Über Reanimation waren viele Jugendliche schon gut informiert. Dass eine Herzdruckmassage wichtig ist, war den meisten bekannt. Auch dass eine Mund-zu-Mund Beatmung durchgeführt werden sollte, wussten viele aus dem Fernsehen. Doch wie läuft das genau? Worauf ist zu achten, wenn man einen leblosen Menschen auffindet?
Prüfen-Rufen-Drücken: Faustregel zum Leben retten „Am besten ihr merkt euch die einfache Faustregel Prüfen-Rufen-Drücken“, fasste Dr. Prokein zusammen. Und die ist nicht nur kinderleicht, sondern auch für Erwachsene eine gute Eselsbrücke. „Zuerst prüfen wir, ob der Mensch bei Bewusstsein ist und ob er atmet. Wenn er nicht reagiert, rufen wir Hilfe. Und dann beginnen wir sofort mit der Herzdruckmassage.“ Was zunächst in der Theorie verinnerlicht wurde, erprobten die insgesamt 120 Achtklässler dann praktisch an Puppen. Bei allem Engagement und Einsatzwillen jedoch oftmals vergessen: der simulierte Notruf bei der 112. „Was glaubt ihr, wie schnell der Rettungswagen vor Ort ist?“, fragte Dr. Prokein. „In einer Stunde“, vermutete ein Mädchen. Zum Glück geht es in der Regel deutlich schneller. Doch dass selbst wenige Minuten Herzdruckmassage extrem anstrengend werden, wurde beim Ausprobieren schnell klar. „Denkt also unbedingt daran, die 112 zu wählen, bevor ihr selbst mit der Wiederbelebung beginnt“, erinnerte der Chefarzt immer wieder.
Reanimation ist einfach – wird aber viel zu selten durchgeführt! Spätestens am Ende der Doppelstunden waren sich in den Wilhelmsburger Schulen alle einig: Reanimation ist einfach – und auch Kinder und Jugendliche sind in der Lage, Leben zu retten. Doch wie viele Menschen schreiten im Ernstfall wirklich zur Tat? „Wahrscheinlich nicht viele“, meinte ein Mädchen. „Vor allem die meisten Erwachsene haben bestimmt längst vergessen, was sie einmal gelernt haben.“ Dass die Schülerin Recht hat, zeigen die Zahlen: Die Deutschen sind Reanimationsmuffel – in 60 Prozent aller Fälle eines Herzkreislaufstillstands bleibt Hilfe durch Anwesende aus. Aber es gibt auch gute Nachrichten: „Die Reanimationsrate ist in den letzten Jahren immerhin von 17 auf 40 Prozent gestiegen“, weiß Dr. Prokein. „Und ich bin sicher, dass die Woche der Wiederbelebung und all die damit verbundenen Aktionen einen großen Teil dazu beigetragen haben. Nicht ohne Grund sind die Reanimationstrainings – übrigens auch für Erwachsene beim Patientenforum – für uns Jahr für Jahr eine echte Herzenssache.“